Montag, 31. Oktober 2005

Gottfried Benn - Nur zwei Dinge

Durch so viele Formen geschritten,
Durch ICH und WIR und DU,
doch alles bleibt erlitten
durch die ewige Frage: wozu?

Das ist eine Kinderfrage.
Dir wurde erst spät bewusst,
es gibt nur eines: ertrage -
ob Sinn, ob Sucht, ob Sage -
dein fernbestimmtes:
Du musst.

Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere
was alles erblühte, verblich.
Es gibt nur zwei Dinge:
die Leere -
und das gezeichnete ICH.

Sonntag, 30. Oktober 2005

Alfred Lichtenstein - Die Dämmerung

Ein dicker Junge spielt mit einem Teich.
Der Wind hat sich in einem Baum gefangen.
Der Himmel sieht verbummelt aus und bleich,
als wäre ihm die Schminke ausgegangen.

Auf lange Krücken schief herabgebückt und
schwatzend kriechen auf dem Feld zwei Lahme.
Ein blinder Dichter wird vielleicht verrückt.
Ein Pferdchen stolpert über eine Dame.

An einem Fenster klebt ein fetter Mann.
Ein Jüngling will ein reiches Weib besuchen.
Ein grauer Clown zieht sich die Stiefel an.
Ein Kinderwagen schreit und Hunde fluchen.

Samstag, 29. Oktober 2005

Sarah Kirsch - Im Sommer

Dünnbesiedelt das Land.
Trotz riesiger Felder und Maschinen.
Liegen die Dörfer schläfrig,
In Buchsbaumgärten,
Die Katzen
Trifft selten ein Steinwurf.

Im August fallen Sterne.
Im September
Bläst man die Jagd an.
Noch fliegt die Graugans,
Spaziert der Storch
Durch unvergiftete Wiesen.
Ach die Wolken,
Wie Berge fliegen sie
Über die Wälder.

Wenn man hier keine Zeitung hält,
Ist die Welt noch in Ordnung.
In Pflaumenmuskesseln
Spiegelt sich schön
Das eigene Gesicht und
Feuerrot leuchten die Felder.

Freitag, 28. Oktober 2005

Else Lasker-Schüler - Weltende

Es ist ein Weinen in der Welt,
als ob der liebe Gott gestorben wär,
Und der bleierne Schatten,
der niederfällt,
lastet grabesschwer.

Komm, wir wollen uns näher verbergen...

Das Leben liegt in aller Herzen
Wie in Särgen, Du!
Wir wollen uns tief küssen -
Es pocht eine Sehnsucht an die Welt,
an der wir sterben müssen.

Donnerstag, 27. Oktober 2005

Reinhard Lehmitz - Für immer

Ich möchte für immer empfinden...

Mit dir geboren worden zu sein aus der Unendlichkeit des Seins
In eine Welt der Vergeistigung des Staubes

Mit dir gewachsen zu sein aus der Unschuld der kindlichen Neugierde
In die Tiefe des menschlichen Strebens

Mit dir gereift zu sein aus der unbändigen Kraft des Suchens
In das beglückende Gefühl der Gemeinsamkeit

Mit dir Früchte des Lebens zu ernten
Aus dem Wunsch das Leben zu beschützen
In die Sicherheit das Leben zu erhalten

Mit dir zu leben aus dem Gefühl einer tiefen Dankbarkeit
In die Ewigkeit um zu Staub zu werden

Für immer...

Mittwoch, 26. Oktober 2005

Ich liebe dich

Ich sehe dich oft und kann dich einfach nicht vergessen!
Meine Gefühle zu dir werden von Tag zu Tag immer stärker!
Und meine Gedanken sind immer nur bei dir!
Doch dass ich mich noch nicht getraut habe,
dich anzusprechen, bereue ich!
Doch heut' möcht ich dir endlich sagen:
ich liebe dich!

Dienstag, 25. Oktober 2005

xx

Die Erinnerung ist das einzige Paradies,
aus dem wir nicht vertrieben werden können.

Montag, 24. Oktober 2005

Stella - Trauerweide

Die Trauerweide weht
im Wind traurig hin und her,
hat verloren ein geliebtes Kind
und geliebt hat sie dieses sehr.

Verloren auf so tragische Art und Weise.
Ihr tut so weh das Herz,
der Wind spielt nun ihr Lied ganz leise,
von Trauer, Tränen und Schmerz.

Sonntag, 23. Oktober 2005

Friedrich Hebbel - Ich und du

Wir träumten voneinander und sind davon erwacht.
Wir leben, um uns zu lieben und sinken zurück in die Nacht.

Du tratst aus meinem Traume, aus deinem trat ich hervor.
Wir sterben, wenn sich eines im andern ganz verlor.

Auf einer Lilie zittern zwei Tropfen, rein und rund,
zerfließen in eins und rolles hinab in des Kelches Grund

Samstag, 22. Oktober 2005

Robert Gernhardt - Geständnis

Ich habe ein großes Gefühl für dich.
Wenn ich an dich denke, gibt es mir einen Schlag.
Wenn ich dich höre, gibt es mir einen Stoß.
Wenn ich dich sehe, gibt es mir einen Stich:
Ich habe ein großes Gefühl für dich.

Soll ich es dir vorbeibringen oder willst du es abholen?

Freitag, 21. Oktober 2005

Donnerstag, 20. Oktober 2005

Gottfried Benn - Auf deine Lieder senk ich Schlummer

Auf deine Lieder senk ich Schlummer,
auf deine Lippen send ich Kuss,
indessen ich die Nacht,
den Kummer,
den Traum alleine tragen muss.

Um deine Züge leg ich Trauer,
um deine Züg leg ich Lust,
indes die Nacht,
die Todesschauer
weben allein durch meine Brust.

Du, die zu schwach, um tief zu geben,
du, die nicht trüge, wie ich bin -
drum muss ich abends mich erheben
und sende Kuss und Schlummer hin.

Mittwoch, 19. Oktober 2005

W. H. Auden - Stoppt jede Uhr

Er war mir Nord, mir Süd, mir Ost und West
Des Sonntags Ruh und der Woche Stress,
Mein Tag, mein Gedanke, meine Rede, meine Nacht.
Ich dachte, Liebe währet ewig - falsch gedacht.

Dienstag, 18. Oktober 2005

James Krüss - Tannengeflüster

Wenn die ersten Fröste knistern in dem Wald bei Bayrisch-Moos
Geht ein Whispern und ein Flüstern in den Tannenbäumen los.
Ein Gekicher und Gesumm ringsherum!

Eine Tanne lernt Gedichte, eine Lärche hört ihr zu,
Eine dicke alte Fichte sagt verdrießlich: Gebt doch Ruh!
Kerzenlicht und Weihnachtszeit sind noch weit!

Vierundzwanzig lange Tage wird gekräuselt und gestutzt
und das Wäldchen ohne Frage wunderschön herausgeputzt
Wer noch fragt: Wieso? Warum? Der ist dumm!

Was das Flüstern hier bedeutet, weiß man selbst im Spatzennest
Jeder Tannenbaum bereitet sich nun vor auf's Weihnachtsfest!
Denn ein Tannenbaum zu sein: Das ist fein!

Montag, 17. Oktober 2005

Nachts

Sanftes Mondlicht
macht Konturen sichtbar.
Hundebellen irgendwo weit weg.
Schritte hallen auf dem
Kopfsteinpflaster.
Entfernen sich.
Ein Glockenschlag des nahen
Kirchturms zerschneidet kurz
die Ruhe der Nacht.
Stille.

Sonntag, 16. Oktober 2005

Langstone Hughes - Dreams

Hold fast to dream
For if dreams die
Life is a broken-winged bird
That cannot fly.

Hold fast to dream
For when dreams go
Life is a barren field
Frozen with snow.

Samstag, 15. Oktober 2005

xx

Um sich zu verlieben, braucht man manchmal nur einen Blick,
aber um jemanden zu vergessen, braucht man die Ewigkeit.

Freitag, 14. Oktober 2005

George Bernard Shaw

Der einzige Mensch, der sich vernünftig verhält, ist mein Schneider.
Er nimmt jedes Mal neu Maß, wenn er mich trifft,
während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen,
in der Meinung, sie passten auch heute noch.

Donnerstag, 13. Oktober 2005

Mittwoch, 12. Oktober 2005

Seneca

Glücklich ist nicht, wer anderen so vorkommt,
sonder wer sich selbst dafür hält.

Dienstag, 11. Oktober 2005

xx

Wenn du einen Engel begegnest,
dann achte und ehre ihn
und sei einfach glücklich,
dass er da ist,
denn er ist etwas Besonderes.

Montag, 10. Oktober 2005

Gesang der Elfen

Um Mitternacht, wenn die Menschen erst schlafen,
dann scheint uns der Mond, dann leuchtet uns der Stern,
wir wandeln und singen und tanzen erst gern.

Um Mitternacht, wenn die Menschen erst schlafen,
auf Wiesen an den Erlen wir suchen unseren Raum
und wandeln und singen und tanzen einen Traum.

Sonntag, 9. Oktober 2005

xx

Bin mit Freunden zusammen,
doch fühle ich mich einsam.
Bin ständig unterwegs,
doch ist mein Leben leer und trostlos.

Ich habe alles,
was man braucht und doch fehlt irgendetwas.
Liege im warmen Bett,
doch mir ist kalt.

Mir fehlt dein Lächeln,
deine Blicke.
Du fehlst mir,
denn ich liebe dich!

Samstag, 8. Oktober 2005

Hermann Hesse - Siddharta

Es ist das, was die Toren Zauber nennen
und wovon sie meinen,
es werde durch Dämonen bewirkt.
Nichts wird von Dämonen bewirkt,
es gibt keine Dämonen.

Jeder kann zaubern,
jeder kann seine Ziele erreichen,
wenn er denken kann,
wenn er warten kann,
wenn er fasten kann...

Freitag, 7. Oktober 2005

John Barrymore

Oft kommt das Glück durch eine Tür herein,
von der man gar nicht wusste,
dass man sie offen gelassen hatte.

Donnerstag, 6. Oktober 2005

Forever

I gave you up for nothing,
the day you went away,
I lost you to the sunset,
that's sinking into grey.

Say you didn't meant to hurt me,
I'll say that I forgive,
Say you think of me with fondness,
give me a reason now to live.

If I had what you wanted,
would that now have been a never,
Still watching the horizon,
and know I'll wait forever.

Mittwoch, 5. Oktober 2005

Hans Thoma - Ich kam, weiß nicht woher

Ich kam,
weiß nicht woher,
ich bin
und weiß nicht wer,
ich leb,
weiß nicht wie lang,
ich sterb
und weiß nicht wann,
ich fahr,
weiß nicht wohin,
mich wundert's
dass ich so fröhlich bin.

Da mir mein Sinn so unbekannt,
geb ich es ganz in Gottes Hand ,
die führt es wohl, so her wie hin:
mich wundert's,
wenn ich noch traurig bin.

Dienstag, 4. Oktober 2005

xx

Geflüstert hab ich dir
im Strudel der Gefühle
Sonnenküsse auf deinen Mund,
Orkanböen in deinen Haaren,
Platzregen auf deiner Haut,
Musik in deinen Ohren,
Sonett der Verführung.

Alles nur für dich,
Gefühle pur,
ein tief empfundenes Glück
fand ich in deinen Augen,
in deinen Armen,
bei dir,
auf einem Bett aus Rosen.

Montag, 3. Oktober 2005

To You

Here is my promise: I'll be there for you
And you can always count on me
Because love is just a heartbeat away...
But I know I have to hold on...

Sonntag, 2. Oktober 2005

Augenblicke

Berührt von Licht
im Morgengrauen
sollst du erwachen.

Ein Geflecht
unzähliger Diamanten
aus Morgentau.

Das Lächeln
meiner Augen.

Samstag, 1. Oktober 2005

Erich Fried - Dann wieder

Was keiner geglaubt haben wird,
was keiner gewußt haben konnte,
was keiner geahnt haben durfte,
das wird dann wieder das gewesen sein,
was keiner gewollt haben wollte.